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In Zusammenarbeit mit dem Festival KlangART Vision, dem Theater Bad Lauchstädt (Landesschülertheatertage) und der Tanz- & Musikschule Lampadius ist als kleiner Vorgeschmack auf das 30. Tonkünstlerfest vom 17.-24.11.23 ein Theaternachmittag mit Nachwuchskünstlern und Balletttänzern zwischen 5 und 15 Jahren zu erleben.
Ballettgruppen unter der Leitung von Oksana Chwan und Jugend-Musiziert-Preisträger der Klasse Lampadius erzählen eine kleine Geschichte rund um das Theater.
Mit dabei sind Feen, Mäuse, zwei Träumerinnen und jede Menge Tanz, Musik und Spaß.
Leitung Beatrix Lampadius und Oksana Chwan
In Zusammenarbeit mit dem Festival KlangArt Vision und dem Deutschen Tonkünstlerverband Sachsen-Anhalt ist bereits im letzten Sommer, als kleiner Vorgeschmack auf das 29. Tonkünstlerfest unter dem Stern Strawinskys, ein wunderbares Klavier-Konzert zweier einzigartiger Pianisten zu erleben gewesen: Michael Wendenberg und Nicolas Hodges spielten Strawinsky, Debussy und Kurtag.
Dieser Tradition folgend, wird das 30. Tonkünstlerfest unter dem Stern Ligetis, bereits mit einer Klaviermatinee der beiden Kooperationspartner eingeleitet.
Am 4.6.2023 ist um 11 Uhr die Klaviermatinee "Zwischenwelten" im Grünen Salon der außergewöhnlichen Villa Westerberge (An den Westerbergen 1, in 06449 Aschersleben) zu erleben.
Auf dem Programm stehen, die Hammerklaviersonate von L.v.Beethoven und Klavierwerken von René Hirschfeld
Pianist: Joshua Rupley
TICKETS zum Preis von 15 Euro (optional mit Frühstück für 19 € p.P.) kaufen Sie hier: scantickets.de/b/5264
Programmeinführung ab 10.30 Uhr.
Herkunft
US-amerikanischer Pianist Joshua Rupley ist in der Wüste New Mexicos am Rande der Zivilisation aufgewachsen. In seiner außergewöhnlich strukturfreien Kindheit bestand seine Bildung aus der Entdeckung von Natur, Kultur und Wissenschaft mit allen Sinnen. Er besuchte keine Schule, stürzte sich dafür umso mehr in seine Interessensthemen hinein: Als Teenager gründete er einen Verein, der Jugendliche in die Hauptstadt Santa Fe brachte, um Politikern zu begegnen und ihre Anliegen vor den Landtag zu bringen. Als Schauspieler und später Regisseur gründete er eine Theatertruppe für Jugendliche, mit der er Stücke von Shakespeare, Molière und Oscar Wilde zur Aufführung brachte. Joshua Rupley bekam seinen ersten musikalischen Unterricht mit 11 Jahren und machte schnelle Fortschritte. So organisierte er seinen eigenen ersten Klavierabend mit 16 Jahren und gewann mit 18 Jahren seinen ersten Wettbewerb. Mit 14 Jahren begann er zusätzlich Unterricht im Dirigieren zu nehmen und durfte mit 15 Jahren eine eigene Komposition für Symphonieorchester im Konzert dirigieren. Mit 16 Jahren wurde er Chefdirigent des Laienorchesters „Symphony Orchestra of Albuquerque“. Früh zeigte sich seine Faszination für Sprache: Er versuchte, neue Sprachen zu erfinden und Bücher darin zu schreiben. Als Teenager suchte er privaten Lateinunterricht auf. Als junger Erwachsener erwarb er innerhalb von 6 Monaten die deutsche Sprache auf akademischem Niveau und wanderte anschließend nach Deutschland aus, in die Wiege der europäischen klassischen Musik. An der University of New Mexico erhielt Joshua Rupley als erster Musiker überhaupt das renommierte „Regents“-Stipendium. Dieses ermöglichte ihm, Klavier und Germanistik gleichzeitig dort zu studieren. Nach seinem Umzug nach Deutschland setzte er sein Studium an der Hochschule für Musik Würzburg bei Inge Rosar und Silke-Thora Matthies fort. Er besuchte Meisterkurse von Andrzej Jasinski und Markus Schirmer.
Auszeichnungen
Joshua Rupley schloss einen Master of Music in Klavier bei Prof. Silke-Thora Matthies und einen Master of Music in Liedgestaltung bei Prof. Gerold Huber und Alexander Fleischer ab, beides mit höchster Auszeichnung. Während der Master-Studiengänge wurde er aufgrund herausragender künstlerischer Leistungen und gesellschaftlichem Engagement zweimal in Folge mit dem Deutschlandstipendium ausgezeichnet. Sein Lied-Trio mit Sopran Anna-Lena Müller und Mezzo-Sopran Lena Elisabeth Vogler wurde von der Yehudi-Menuhin-Stiftung gefördert. Er gewann Preise in verschiedenen Klavierwettbewerben, z.B. Jackie McGehee Young Artists Competition (1. Preis), Olga Kern International Piano Competition (4. Preis) und Euregio International Piano Competition Geilenkirchen (Diplom). Im Februar 2017 wurde Joshua Rupley ein neuer Yamaha C3X-Flügel beim Stipendienwettbewerb der Yamaha Music Foundation of Europe kostenfrei für ein Jahr verliehen, welchen er danach durch die großzügige Unterstützung vieler Förderer abkaufen konnte. Weitere Förderung erhielt er durch die Seiler Pianofortefabrik in Kitzingen. 2022 kaufte er einen Steinway Modell B-211 Flügel. Künstlerische & Pädagogische Tätigkeit Joshua Rupley lebt seine Berufung als Künstler und Pädagoge: Mit charakteristischer Kreativität und Begeisterung stürzt er sich in allerlei Tätigkeiten rund um die Erschaffung und Vermittlung von Musik. Er unterrichtet Liedgestaltung am Leopold-Mozart-Zentrum der Universität Augsburg, wo er das Privileg hat, junge Sänger und Pianisten in der Formung ihrer künstlerischen Persönlichkeit und Interpretationsfähigkeit entscheidend zu prägen. Über die Hochschullehre hinaus unterrichtet er privat Sänger und Pianisten. Joshua Rupley ist gefragter Solist, Begleiter und Dozent im deutschsprachigen Raum und in den USA.
Zu den Werken:
Hirschfeld
Zunächst ist mir bei diesem recht umfangreichen Werk von 63 Seiten aufgefallen, dass die ganze erste Seite aus einem kräftigen, äußerst langsam wiederholten, tiefen F# besteht: Über diesem tiefen F# kaskadieren lang erklingende einzelne Vorschlagsnoten. Mein Gefühl sagt mir: Eine chromatische Tonleiter? Nein, ich schaue genauer hin: Es sind die ersten 22 Obertöne dieses tiefen F#, rückwärts – also abwärts – gespielt. Dabei liegt das rechte Pedal durchgehend und sorgt für einen vollen, wirbelnden, farblich immer komplexeren Klang. Durch alle 22 Obertöne erstreckt sich ein langes diminuendo, und zum Schluss treffen sich Oberton und Grundton in einem leisen, schlichten piano. Da habe ich mir gedacht: Ein Stück, das so beginnt, ist sich seiner Ausmaße bewusst. Außerdem muss dies ein Werk sein, welches den Klang – die Akustik, die Physik unserer Kunst – betrachtet. Es gibt neue Musik, die Ideologien oder mathematische Formeln unabhängig von deren Klang durchzusetzen versucht. Diese Musik ist nicht so: Sie scheint mir aus Klang, aus Schwingung, aus Bewegung (teils sehr großer und langsamer Bewegung) zu bestehen. In der weiteren Arbeit an diesem Werk, in der täglichen Begegnung mit dieser Musik hat sich das bewahrheitet. Das Werk entsteht so langsam wie es vergeht, aber die strengen rhythmischen und akustischen Strukturen des Anfangs lösen sich zunehmend in Freiheit und Weite auf. Das Ende ist wie eine Improvisation, die sich gelegentlich mit kleinen Fetzen früherer Motive an die vergangenen Sätze erinnert. Es scheint eine Musik für Riesen zu sein, oder für Himmelskörper, eher als für Menschen. Die Ausmaße, die Strukturen, die Klänge überschreiten teils die Grenzen der menschlichen Kapazität, Zusammenhänge und Bewegungen zu spannen. Mir kommt sie vor wie eine Ode an die Prozesse von Entstehung und Vergehen im Universum zu sein; an Strukturen, an Evolution, an Entropie.
Beethoven
Dieses gewaltige Spätwerk wird nur selten gespielt. Die „Große Sonate für das Hammerklavier“ Op. 106 stellt sicherlich den Höhepunkt des Beethovenschen Schaffens für Klavier. Der erste Satz wechselt ständig zwischen dem Großen, Triumphalen und dem Intimen, ja Zerbrechlichen. In der Durchführung artet er in einem eigenwilligen Fugato aus, der, als eine Steigerung der Intensität nicht mehr möglich ist, plötzlich zurück zum Seitenthema der Exposition kehrt. Im zweiten Satz wählt Beethoven im „Scherzo“ eine klar kristallisierte, strenge Form aus – nur, dass weder Beethoven noch seine unbändige Musik mehr in der Lage sind, von irgendeiner Form eingeengt zu bleiben: Er bricht gewaltsam daraus, jeglichen Rahmen sprengend, bis an die Grenze des Wahnsinns. Dem folgt ein tief trauriger, extrem langsamer dritter Satz, der nach fast 20 Minuten an einem Punkt angekommen ist, wo fast keine Musik mehr vorstellbar ist. Jetzt müsste man das Werk beenden, nach Hause gehen. Aber nein, es kommt eine vorsichtige, suchende Fantasie, die durch sämtliche Tonarten wandert und schließlich die größte Fuge des Klavierrepertoires einleitet. Auch die strenge Fugenform kann Beethoven nicht eingrenzen, wobei er in den 22 Wiederholungen des Fugenthemas wie in der späteren Doppelfuge über alle Zweifel meisterhaft sein kontrapunktisches Können unter Beweis stellt. Das Thema erscheint in jeder neuen Iteration konsequent kürzer, immer verändert; es entsteht eine überwältigende Dystopie. Dann kommt nach und nach Klärung, kleine Lichtblicke vom Himmel, aber keineswegs eine Lösung für das ganze Chaos, das von den vergangenen 45 Minuten überbordenden Ausdruckswillens übrig geblieben ist. Als ich diese Sonate erstmals im Konzert erlebte, wusste ich nicht, was mir geschehen ist; mir erschlug die schiere Energie, die Sturheit dieses Werkes. Meine Ohren wurden für Klangwelten geöffnet, denen ich noch nie begegnet bin.
VIEL VERGNÜGEN!
In Zusammenarbeit mit dem Festival KlangART Vision und der Tanz- & Musikschule Lampadius ist als Vorgeschmack auf das 30. Tonkünstlerfest vom 17.-24.11.23 ein Theaternachmittag mit Nachwuchskünstlern und Balletttänzern zwischen 5 und 15 Jahren zu erleben.
Ballettgruppen unter der Leitung von Oksana Chwan und Jugend-Musiziert-Preisträger der Klasse Lampadius erzählen eine kleine Geschichte rund um das Theater.
Leitung Beatrix Lampadius und Oksana Chwan