GYÖRGY LIGETI zum 100. Geburtstag
Vom großen Traum aus Raum, Zeit und Bewegung
Das 30. Tonkünstlerfest wird von den Werken und der Kompositionsweise Ligetis und seiner Schüler inspiriert sein.
Es findet vom 17.-24. November 2023 in Sachsen-Anhalt statt.
„Eine meiner kompositorischen Intentionen ist die Schaffung eines illusorischen musikalischen Raumes, in dem das, was ursprünglich Bewegung und Zeit war, sich als Unbewegliches und Zeitloses darstellt.“ Diese Bemerkung aus dem Jahr 1990, die György Ligeti (1923–2006) anlässlich einer seiner späten Klavieretüden machte, ist aufschlussreich für sein gesamtes Schaffen. Denn die angesprochene Vorstellung eines imaginären musikalischen Raumes bildet das Fundament seiner Musik. In diesem vor dem Hörer entstehenden musikalischen Raum setzt Ligeti Vorgänge wie die allmähliche Verdichtung eines Klangbandes oder den katastrophalen Absturz in tiefste Klangregionen mit größter Plastizität ins Werk. Ein weiteres wesentliches Element seiner Musik ist das angesprochene Umschlagen von Dynamik in Statik. Häufig kann man in seinen Werken gleichsam das Gerinnen klanglicher Prozesse oder das Gegenteil, das Verflüssigen fester Zustände, verfolgen.
Der am 28. Mai 1923 im ungarisch-rumänischen Grenzgebiet in Siebenbürgen geborene György Ligeti begeisterte sich gleichermaßen für Musik und für Naturwissenschaften. Von beiden Disziplinen empfing er Anregungen für musikalische Gestaltungsideen. Als ungarischer Jude erlebte Ligeti in seiner Jugend in traumatischer Weise Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus. Sein Vater und ein jüngerer Bruder wurden ins KZ deportiert und 1945 Opfer des Holocausts. Ligeti selbst überlebte mit knapper Not. 1949 konnte er seine 1942 begonnenen, durch den Krieg unterbrochenen musikalischen Studien an der Budapester Musikhochschule abschließen. 1950 übernahm er dort eine Professur. Seine Werke aus jener Zeit, die auf produktive Weise an Béla Bartók anknüpfen, waren von der offiziellen Doktrin des Sozialistischen Realismus denkbar weit entfernt und hatten im kommunistischen Ungarn keine Chance auf Aufführung. 1956 emigrierte Ligeti in den Westen und kam nun erstmals in Kontakt mit der westlichen Avantgarde. Er nahm an den Darmstädter Ferienkursen um Karlheinz Stockhausen und Pierre Boulez teil. Umso größer war das Aufsehen, das die Uraufführung seiner Orchesterwerke „Apparitions“ (1959) und vor allem „Atmosphères“ (1961) erregte. Diese Werke brachten Ligeti den Durchbruch als Komponist. Seither galt Ligeti als ein führender Komponist der Neuen Musik, was schließlich ab 1975 in eine Professur für Komposition an der Hamburger Musikhochschule mündete, wo er bis zu seiner Emeritierung 1989 lehrte. Unfreiwillig wurde seine Musik einem breiten Publikum außerhalb des Konzertsaales bekannt, als der Regisseur Stanley Kubrick 1968 Ausschnitte aus „Atmosphères“ und anderen Werken Ligetis – ohne Wissen und Zustimmung des Komponisten – als Musik in seinem Film „2001 – A Space Odyssey“ verwendete.
Ab 1978 komponierte der sonst so produktive Ligeti ungefähr fünf Jahre lang so gut wie nicht. Das 1982 als eine Hommage an Johannes Brahms beendete Trio für Violine, Horn und Klavier leitet dann eine neue Schaffensphase ein. Sie ist geprägt durch ein neues Verhältnis zur Tradition, die die intensive Beschäftigung mit rhythmischen und metrischen Problemen sowie die Erweiterung des Tonmaterials durch das Einbeziehen natürlicher, nicht temperierter Intervalle umfasste. In sein Werk flossen nunmehr verstärkt Überlegungen mit ein, die er vor allem aus Musiziertradionen Afrikas (südlich der Sahara) ableitete. Reichlich Anknüpfungspunkte lassen sich hier auch zur Minimal Music (Steve Reich, Terry Riley) finden, gleichwohl minimalistische Gestaltungsmittel von Ligeti unabhängig von seinen US-amerikanischen Komponistenkollegen entwickelt wurden. In dieser Phase entstand auch die 1985 begonnene Reihe der insgesamt 18 Klavieretüden. Die zum Teil aberwitzig virtuosen Stücke haben bereits jetzt ihren Platz im pianistischen Repertoire gefunden.
Durch Ligetis umfangreiches und vielseitiges Werk von elektroakustischer Musik, über Klangflächenmusik und Mikropolyphonie bis hin zur Nutzung metrisch und tonal höchst komplexer Strukturen ist der Komponist maßgeblich für das Komponieren der zeitgenössischen Musik. Seine musikalischen Entwicklungen sind von solcher Tragweite und Neuheit, dass sie schon seit den 1990er Jahren Gegenstand in allgemeinbildenden Curricula des Musikunterrichts sind.
Zu seinem 100. Geburtstag möchte der DTKV-Landesverband Sachsen-Anhalt Ligetis Werke und Einflüsse auf die zeitgenössische Musik für ein breites Publikum aufschließen und erfahrbar machen. Neben Konzerten sollen Jugendkompositions- und Improvisationsworkshops, ein Konzert für Kinder, sowie weitere hochrangige Konzerte heimischer Ensembles das Lebenswerk Ligetis in unserer kulturellen Gegenwart lebendig halten und somit Anstoß geben für das musikalische Schaffen in unserer Gegenwart. Insbesondere fördert das Tonkünstlerfest des DTKV die Zeitgenössische Kunstmusik in den Regionen des Bundeslandes; so in Magdeburg, Aschersleben, Salzwedel und Halle dabei mit langjährigen Kooperationspartnern, z.B. der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie, zahlreichen Komponisten und Interpreten des Bundeslandes, mehreren Musikschulen und Schulen sowie und deren und DTKV-eigenen Ensembles.
An dieser Stelle möchten wir die wichtigsten Ereignisse des diesjährigen Tonkünstlerfestes mit und über György Ligeti
gern für Sie vorstellen:
17.11.2023 - 19.30 Uhr
Gesellschaftshaus Magdeburg, Gartensaal
Eröffnungskonzert Tonkünstlerfest "Ligeti 100"
Wie in den vergangenen Jahren Bartok und Stravinsky - steht auch in diesem Jahr ein runder Geburtstag eines der wichtigen Komponisten des 20. Jahrhunderts im Zentrum des Eröffnungskonzertes des Tonkünstlerfestes: der 1923 in Siebenbürgen geborene György Ligeti.
Programm:
Yuji Yao Kristall (UA)
Franz Liszt Malédiction
György Ligeti Poème symphonique
Lukas Ligeti Curtain
Jens Klimek Neues Werk (UA)
György Ligeti Konzert
für Klavier und Orchester
Sofja Gülbadamova, Klaier
Mitteldeutsche Kammerphilharmonie Schönebeck
Dirigent: Jan Michael Horstmann
Zwei Uraufführungen flankieren die Werke Ligetis: zum einen schreibt Jens Klimek für dieses Konzert ein Stück, welches sich mit Ligetis Schaffen auseinandersetzt, zum anderen hat der heute in Hamburg studierende Yuji Yao für die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie mit Bezug auf den Salzlandkreis ein bemerkenswertes Stück geschrieben: „Kristall“. Das Stück „Curtain“ des Sohnes Ligetis, Lukas Ligeti, sowie das frühe Werk „Malédiction“ von Franz Liszt, in welchem die Solistin ihre musikalische und technische Meisterschaft unter Beweis stellen kann, runden das Programm ab.
Karten dafür gibt es im Gesellschaftshaus an der Abendkasse und online auf der Seite des Gesellschaftshauses.
Anschließend wird zu einer kleinen Begegnung eingeladen.
18.11.2023 - 10-17 Uhr
19:00 Konzert
Puschkinsaal in Halle, Puschkinstrasse
Dieser Workshop richtet sich an alle Instrumentalisten und Sänger - egal ob Musikschullehrer, Musikschüler, begeisterter Laie oder Profimusiker -gleichermaßen. Da jeder auf seinem Niveau improvisieren kann - mit einem Ton, mit drei Tönen, mit einer Tonskala oder allen verfügbaren Akkorden.
Die Musiker Hermann Naehring und Warnfried Altmann werden tagsüber den Workshop gestalten und am Abend allein und zusammen mit den Workshopteilnehmern ein Konzert geben.
Es gibt noch 20 Plätze. Tonkünstlerverbandsmitglieder und deren Schüler zahlen nichts, alle anderen 29 Euro.
Anmeldung bei Frau Lampadiu unter: bea.lampadius@gmail.com
19.11.2023 - 18:00 Uhr
Gesellschaftshaus Magdeburg, Gartensaal
Das Kammerorchester des Konservatoriums "Georg Philipp Telemann" unter der Leitung von Bernhardt Schneyer bringt moderne Musik und "selbstgemachtes" zu Gehör. Der Schüler Alexander Keverinsky hat ein Stück geschrieben, welches heute uraufgeführt werden soll. Das Saxtett des Konservatoriums und Marius Moritz am Jazzklavier unterstützen dabei.
Karten dafür gibt es im Gesellschaftshaus an der Abendkasse und online auf der Seite des Gesellschaftshauses.
20.11.2023 - 10:00 Uhr
Puschkinhaus Halle, Puschkinsaal
23.11.2023 - 10:00 Uhr Konzert- und Turnhalle Pfeilergraben, Aschersleben
Für unsere jungen Konzertgänger haben wir etwas ganz Schönes vorbereitet. Ihr könnt ein Holz-Bläserquintett kennenlernen, etwas über den Komponisten György Ligeti erfahren und erleben, warum sich ein Schneemann nach einem Ofen sehnt. So ist das mit den Gefühlen, manchmal weiß man nicht warum man etwas fühlt. Doch hier wird das Geheimnis am Ende der Geschichte gelüftet.
Jens Klimek - Der Schneemann
György Ligeti - 6 Bagatellen für Bläserquintett
Brunhild Fischer - Querflöte
Beatrix Lampadius - Oboe
Sebastian Schneider - Klarinette
Richard Teufel - Horn
Martha Benkendorf - Fagott
Zielgruppe: Grundschüler (2.-4. Klasse) Kinder und Erwachsene zahlen 4 Euro. Es gibt jeweils 200 Plätze.
Anmeldung bitte bis zum 01.11.23 unter: dtkv.san.lampadius@gmail.com
20.22.2023 - 19.30 Uhr
Forum Gestaltung, Magdeburg
Kooperationskonzert mit der Konzertreihe "Jazz in der Kammer" und dem Forum Gestaltung.
Wie fast immer zum Tonkünstlerfest darf auch die Sparte "Jazz" nicht fehlen. Mit diesem Konzert werden wie 2021 sicher wieder Bahndämme gebrochen.
Was genau geboten wird und Wer spielt entscheidet sich noch.
Direktion: Warnfried Altmann
21.11.2023 - 19.30 Uhr
Konzerthaus Liebfrauen, Wernigerode
Liebfrauenkirchhof 2/ 38855 Wernigerode
Klavierabend für 4 Hände und zwei Flügel
Zu erleben sind dieses Mal - im Rahmen des 30. Tonkünstlerfestivals des Deutschen Tonkünstlerverbandses Sachsen-Anhalt - gleich zwei Ausnahmetalente an mit insgesamt vier Händen an zwei Flügeln in einem der schönsten Konzerthäuser im Harz.
Vitalii Kyianytsia (*1991) ist ein ukrainischer Pianist und Komponist.Im 2021 hat er Vitalii Kyianytsia Jazz Trio gegründet. Das Trio tritt regelmäßig
in Deutschland und Ausland auf.
Sein erstes Jazz Album “Last Day of Spring” (Double Moon Records, 2022)
mit dem Bassisten Johannes Fink und dem Schlagzeuger Mathias Ruppnig
bilden zweifellos einen vorläufigen Höhepunkt seines Schaffens.
„Night Music“ ist das zweite Album von Vitalii und bindet beide
Leidenschaften von ihm: Klassik und Jazz.
Darya Dadykina zählt zu den Spitzentalenten unter den Nachwuchspianisten. Sie ist
Preisträgerin zahlreicher Wettbewerbe, beherrscht ein ungewöhnlich umfangreiches
Repertoire mit Werken aller wichtigen Stilrichtungen der Klaviermusik vom Barock bis zur jüngsten Moderne und verfügt über eine reiche Bühnenerfahrung. Bei Publikum und Kritik finden die besondere Ausdrucksintensität, die außergewöhnliche Virtuosität und der subtile Klangsinn dieser starken Künstlerpersönlichkeit eine große Resonanz.
Programm (Änderungen vorbehalten)
Peter Petkow
„Die Offenbarungen eines Mimen“ 12 kleine Stücke
Maya Tica Evening forplays UA (1 Klavier)
Ligeti - 3 Pieces for 2 Pianos
René Hirschfeld:
Bells von Byrd (zweihändig) plus "Bells' Bells, das sich darauf bezieht (vierhändig).
Buchholz: Domino per due pianoforti (14 Min, auch Einzelstücke)
Bernhardt Schneyer: Herbst.Farben (3 min)
Tickets hier: scantickets.de/t/5294/7202
Nähere Infos unter: https://konzerthaus-wernigerode.de/programm/
22.11.2023 - 19.30 Uhr
Gesellschaftshaus Magdeburg, Gartensaal
Hier heißt es wieder - Bühne frei für Mohi Buschendorf und seine KonBigBand des Magdeburger Konservatoriums!
Ein Crossover mit Arrangements von B wie Beatles, über L wie Ligeti bis hin zu Z wie...
Karten dafür gibt es im Gesellschaftshaus an der Abendkasse und online auf der Seite des Gesellschaftshauses.
Abschlusskonzert
24.11.2023 - 19.30 Uhr
St. Sebastian, Magdeburg
Magdeburger Kammerchor unter Leitung von Matthias Vetter
u.a. Orgeluraufführung von Peter Petkow, gespielt von Matthias Mück an der Orgel
04.06.2023 - 11.00 Uhr
Schlosshotel Villa Westerberge Aschersleben
ZwischenWelten
Joshua Rupley
spielt die Hammerklaviersonate von Ludwig van Beethoven und eine Uraufführung von C. René Hirschfeld
Eine Veranstaltung des Festivals KlangART Vision in Zusammenarbeit mit dem Deutschen
Tonkünstlerverband Sachsen-Anhalt
Programm
C. René Hirschfeld (*1965) – Musik für piano solo (Uraufführung)
Ludwig von Beethoven (1770 – 1821) – Klaviersonate Nr. 29 B-Dur op. 106 „Hammerklaviersonate“
Karten
gibt es an der Abendkasse und unter: scantickets.de/t/5264/7162
Ihr Frühstück vorab können Sie hier buchen: scantickets.de/t/5264/7163
Mehr Infos: https://klangart-vision.de/konzert/zwischenwelten/
10.06.2023 - 15:00 Uhr
John-Cage-Stiftung
Am Kloster 1, 38820 Halberstadt
Im Klostergarten hinter der Kirche, Open Air
Ballettgruppen und junge Musiker
der Klassen Olga Bechtold (Klavier) Beatrix Lampadius (Blockflöte) und Oksana Chwan (Ballett),
Leitung und Drehbuch:
Beatrix Lampadius & Oksana Chwan
In Zusammenarbeit mit dem Festival KlangART Vision der IAMA und der Tanz- & Musikschule Lampadius sowie einiger Klavierschüler der Kreismusikschule Harz ist - als kleiner Vorgeschmack auf das 30. Tonkünstlerfest - ein Nachmittag mit Theater, Tanz und Musik zu erleben. Lauschen sie der süßen Geschichte dargeboten in Form eines Theaterstücks von Schülerinnen und Schülern aus Aschersleben und Halberstadt mit Ballettdarbietungen und musikalischen Beiträgen.
Eintritt frei!
Packen Sie sich Picknick ein.
Mehr Infos: https://klangart-vision.de/konzert/sommernachtstraeume-cage-mendelssohn-2/